Buchvorstellung „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir weiterleben werden!“

Gespräch mit Autor Peter Neumaier, 7. November 2024 um 18:30 Uhr

Buchcover, Bild: Verlag Heinrich&Heinrich
Bild: Verlag Heinrich&Heinrich

Am 13. Oktober 1944 wurde Kurt Neumaier auf Anordnung der Gestapo zusammen mit weiteren ca. 150 „Halbjuden“ aus München nach Thüringen in das Zwangsarbeitslager Tiefenort deportiert, wo die Organisation Todt in mächtigen Salzstollen die unterirdische Rüstungsproduktion ausbauen sollte. Auch Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge mussten dort unter Tage arbeiten. In unmittelbarer Nähe befand sich Abteroda, ein Außenlager des KZ Buchenwald.

Die Erfahrungen Kurt Neumaiers hat dessen Neffe Peter nun in einem Buch veröffentlicht: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir weiterleben werden!“ Von München in das Arbeitslager Tiefenort. Briefe meines Onkels 1937–1945.

Der Recherche stand eine außerordentliche Quelle zur Verfügung: Kurt Neumaier schrieb aus dem Lager regelmäßig Briefe an seine ebenfalls „halbjüdische“ Frau Gretl, die 1944 bei den Münchner Stadtwerken zwangsverpflichtet worden war. Die täglichen Briefe schildern tagebuchähnlich das Lagerleben, die Arbeitsbedingungen, die vorherrschende Gemütsverfassung und die Freundschaften der Münchner Häftlinge.

Über die Beschreibung der Lagerhaft hinaus wirft die Korrespondenz ein erstaunliches und beklemmendes Licht auf das Alltagsleben eines rassistisch Verfolgten in diesen Jahren. Sie ist von Zensurbefürchtungen, Verdrängung, vagen Zukunftsängsten, aber auch von Alltäglichem, Hoffnungen und der Suche nach Wiedererlangung eines Lebens in Würde geprägt.

Die Deportationen der Münchner „Halbjuden“ und das OT-Lager Tiefenort sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Die vorliegenden Briefe sind wahrscheinlich die einzigen zeitgenössischen Dokumente über das Zwangsarbeitslager. Einige später aufgezeichnete Erinnerungen von Mithäftlingen werden vom Autor zusätzlich in die Recherche einbezogen.

Peter Neumaier

geboren 1949 in Frankfurt a. M., Studium der Volkswirtschaft und Politik, bis 2011 Lehrer an einem Oberstufengymnasium in Wiesbaden in den Fächern Wirtschaftswissenschaften und Politik und Wirtschaft; bis 2013 Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Didaktik der Sozialwissenschaften und der politischen Bildung an der Universität Frankfurt.

Veranstaltungsort

Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
Jorge-Semprún-Platz 2
99423 Weimar

Eintritt frei